Die 7 Hundetypen - nach Maja Nowak

Vorderer Leithund (VL) 

Ein Hund mit grosser Ausstrahlung, wenn er in seiner Mitte ist. Beeindruckend ist seine Ruhe und Präsenz. Er ist ein Entscheidungsträger, der Aussenreize von vorne bewertet und seine Mitarbeiter führt. Er hat eine unglaublich gute Ortung und kann

Dinge schon lange, bevor wir sie wahrnehmen, erkennen. Da er autonom unterwegs ist, ist er eher auf unsere Kooperation mit ihm angewiesen, als auf Ausführen von Kommandos, die für ihn keinen Sinn ergeben. Trifft er auf andere Hunde empfängt er diese würdevoll und in freundlicher Absicht.

Vorderer Kundschafter (VKS)

Er ist halbautonom, das heisst, er kann auch selbstständig agieren und Entscheidungen treffen. Er ist der direkte Mitarbeiter des vorderen Leithundes. Da er extrovertiert ist, orientiert er sich nach vorne, kann mit den Reizen, von vorne herkommend, umgehen und hat einen enormen Vorwärtsdrang. Er möchte die Welt erobern und ist auch bekannt unter: „Ich bin dann mal weg“. Er braucht eine gewisse Freiheit und Distanz, ist aber dennoch dankbar über Führung, wenn diese ihn überzeugt, die nicht zu streng ist. Er liebt es zu rennen, ist immer bereit für Aktion und möchte bei jeder Party dabei sein. Auch wird er Qualitätstester genannt, immer wieder animiert er andere Hunde zum Rennen, um zu testen, wie sie mit seiner geballten Ladung Energie umgehen oder ihn stoppen können. Und er wird es nicht müde, diese Grenzen immer wieder einzufordern, sowohl bei Hunden als auch bei seinem Menschen. Man tut ihm nichts Gutes, wenn man ihn mit anderen Hunden zu viel rennen lässt, denn er kommt in einen rauschähnlichen Zustand und findet nicht mehr in die Ruhe.

Vorderer Wächter (VWä)

Auch er ist ein extrovertierter Hund, der gut mit Reizen von vorne umgehen kann. Er ist aber nicht autonom unterwegs, das heisst, er ist auf eine Beurteilung und Bewertung angewiesen, sei es von seinem Leithund oder seinem Menschen. Bekommt er diese klare Führung nicht, erhält er zu viel Verantwortung, die ihn schnell überfordern kann. Er braucht klare und verständliche Informationen von uns, wie er mit den Reizen umgehen soll. Er ist der direkte Mitarbeiter des zentralen Leithundes und auch dessen Bodyguard, demnach hat er auch keine Scheu, Körpereinsatz zu zeigen. Er hinterfragt nicht viel, wenn die Führung stimmt und er sich anvertrauen kann. Dann ist er für jeden Spass zu haben und er kann eine sehr enge Bindung mit seinem Menschen oder Leithund eingehen.

Zentraler Leithund (ZH)

Er ist autonom, der oberste Entscheidungsträger im Rudel, sorgt dort für Ruhe und Ordnung, fühlt die Energien im Rudel an und kontrolliert diese. Wichtig ist ihm dabei, dass das Energielevel tief bleibt und alle Hunde ansprechbar bleiben. Er ist das Zentrum und hält das Rudel zusammen, er ist also das Bindeglied zwischen intro- und extrovertiert. Er hat zwei direkte Mitarbeiter, den vorderen Wächter und der hintere Kundschafter. Ein souveräner Zentralhund lässt dem Rudel oft viele Freiheiten. Er muss nicht jede Kleinigkeit korrigieren und lässt gerne auch mal seine Mitarbeiter für ihn arbeiten, wenn Unruhe aufkommt. Dieser Hund ist in der Menschenwelt nicht ganz einfach zu führen, möchte er ja jegliche aufsteigende Energie ausbremsen, seien es Jogger, Fahrradfahrer, kreischende Kinder auf dem Spielplatz, zu lauter Besuch und so weiter. Er zeigt auch keine Scheu, die Menschen zu massregeln. Da braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl und reichlich Zeit, damit er lernt, dass dies in der Menschenwelt nicht seine Aufgabe ist.

Doch nur schon, wenn man weiss, was seine Absichten sind, nämlich diese Energien zu kontrollieren, kann man als Mensch ruhiger und gelassener damit umgehen. Ist er in seiner Mitte, wirkt er ruhig und ist ein Hund mit grosser Ausstrahlung und Präsenz. Er hat ein unglaubliches Flair, Stimmungen anzufühlen, bei Menschen und Hunden und gibt jedem Hund, was er braucht. Sei es Führung, Raum, Zeit und arbeitet so lange mit jedem Hund, bis er von sich selber in die Ruhe und Entspannung kommt, ohne Druck und Kommandos, einfach grossartig. Jeder, der einmal einen Zentralhund mit einem anderen Hund hat arbeiten sehen, mit welcher Hingabe er versucht, den anderen Hund in seine Mitte zu bringen, damit seine Echtheit zum Vorschein kommt, der wird in seinem Herzen berührt sein.

Hinterer Kundschafter (HKS)

Er sichert den Zentralhund von hinten, ist also auch sein Bodyguard. Er ist halb autonom, kann also auch Entscheidungen treffen und führt den hinteren Wächter. Wie der vordere Kundschafter ist er auch dynamisch, aber da er introvertiert ist, ist er etwas bedachter und vorsichtiger unterwegs und wirkt dadurch etwas langsamer und überlegter. Hat er seinen Menschen und oder Leithund gefunden, braucht er nicht noch zusätzlich auf dem Spaziergang unzählige neue Hundekontakte, die auf ihn zurasen. Im Rudel kann er auch mal dazwischen gehen, wenn zu viel Energie aufsteigt. Er macht eine Ansage und das war’s dann auch schon. Hier unterscheidet er sich vom Zentralhund, der auch korrigiert aber auch sehr bemüht ist, das Rudel zusammenzuhalten. Erhält der hintere Kundschafter keine Führung, so kann er sich in die Position des Zentralhundes begeben und meint, Aufgaben übernehmen zu müssen, denen er nicht gewachsen ist und die ihn überfordern.

Hinterer Wächter (HWä)

Ein nicht autonomer Hund, der sehr auf die Führung und Information seinesMenschen angewiesen ist. Er ist der Bodyguard des hinteren Leithundes und meldet Gefahren, ist aufmerksam und wach. Da er introvertiert ist, braucht er für alles viel Zeit und ist nicht so draufgängerisch und mutig wie der extrovertierte Wächter. Stimmt die Führung, bindet er sich sehr eng an seinen Leithund oder Menschen, er ist sehr sensibel und braucht viel Nähe.

Häufig geraten diese Hunde in eine grosse Aufregung, sie bellen und bellen, wenn sie keine Information, was zu tun ist, oder keine körperliche Begrenzung des Menschen bekommen. Der introvertierte Wächter wirkt dann sehr hektisch, nervös und teilweise aggressiv. Lässt man ihn immer vorne (vor dem Menschen) laufen, ist er als introvertierter Hund in dieser Rolle überfordert, er kann dann extrovertiert wirken, da er gelernt hat, über Bellen und nach vorne zu gehen, alles von sich fernhalten, aber Führung hat er so leider noch nicht bekommen.

Erhält er die Sicherung durch einen Körper und die nötigen Informationen, wie mit der Situation umzugehen ist, klebt er fast wie ein Schatten hinter seinem Menschen und kann sich in aller Ruhe Dinge um sich herum wahrnehmen, betrachten und beschnüffeln.

Hinterer Leithund (HL)

Ein autonomer Hund mit Führungsqualität. Er schützt das Rudel nach hinten und wird unterstützt von seinem hinteren Wächter. Da er introvertiert ist, ist er längst nicht so dynamisch und offen wie der vordere Leithund. Auch braucht er sehr lange, um Reize zu verarbeiten. Bekommt er als Welpe, Junghund diese Zeit nicht und wird einfach hinter seinem Menschen hergezogen, kann er ein sehr unsicherer Hund werden. Wird er durch seinen hinteren Wächter oder Menschen gesichert, hat er alle Zeit der Welt, Dinge zu betrachten, zu beurteilen und zu beschnüffeln. Ist er in seiner Mitte, wirkt er sehr ruhig, souverän, fast majestätisch.

Allgemeines zu den Leithunden (VL, ZH, HL)

Es ist besonders wichtig für diese Hunde, dass sie genügend Zeit bekommen, um Reize zu verarbeiten. Gibt man ihnen diese Zeit nicht und versucht sie mit Leckerli abzulenken, verlernt er das Beobachten und Beurteilen. Das Resultat ist dann ein unsicherer, labiler Hund.

Schlussgedanken zu den 7 Hundetypen

Auf keinen Fall wollen wir unsere Hunde mit der Zuordnung auf einen der sieben Hundetypen schubladisieren. Es geht vielmehr darum, eine neue Sichtweise auf das sehr soziale Wesen Hund zu gewinnen. Je nach Rasse, Vorgeschichte und so weiter, werden sich die Typen ganz unterschiedlich zeigen. So bringt zum Beispiel ein Malinois Zentralhund ein ganz anderes Temperament und Verhalten mit, als ein Herdenschutzhund.